Zucken Sie bei dem Wort Macht auch zusammen? Rechtfertigen Sie sich sofort, wenn Ihnen jemand unterstellt, Sie seien eine „machtgeile Karrierezicke“ (um jetzt mal die ganz schlimmen Begriffe auszupacken)? Weisen Sie jede Behauptung, Sie könnten Macht haben oder sogar gut finden, von sich?

Dann leiden Sie ganz klar unter der „Frau in Führungsposition“ – Krankheit Nummer 1: die „Macht-ist-böse“-Krankheit.

Frauen und Macht haben ein schwieriges Verhältnis. Weniger die Macht mit der Frau, jedoch die Frau mit der Macht. Schon den Gedanken daran finden wir unangenehm. Wir wollen keine Macht haben und schon gar nicht möchten wir, dass uns jemand unterstellt, wir wären daran interessiert. Bei Macht haben viele von uns Bilder von waffenschwingenden Kämpfern oder blutrünstigen Diktatoren im Kopf. Wenn es weniger dramatisch in unserem Kopfkino zugeht, dann zumindest von grauen Herren in noch graueren Anzügen die mit Zigarre im Mund und Füßen auf den Tisch die Lemminge vor sich zusammenstauchen und auch schon mal mit einem Handstreich ein ganzes Dorf um seine Arbeitsplätze bringen. Nein, mit so etwas wollen wir nichts zu tun haben. Das ist schmutzig, widerlich und absolut unharmonisch. Da würde uns keiner mehr mögen und überhaupt – sowas wollen wir gar nicht.

Daran ist auch nichts auszusetzen. Jedoch zeigen diese Bilder nur eine Seite der Medaille. Sie zeigen, wie Macht eingesetzt werden kann – mit welcher Intention. Und diese ist nicht von Gott gegeben, sondern diese können wir wählen. Macht per se ist neutral. So wie Geld (mit dem wir jedoch leider auch oft ein Problem haben – aber das ist ein anderer Post). Macht ist weder gut noch schlecht.

Max Weber hat Macht folgendermaßen definiert: „Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht“. Von Oprah Winfrey, Amerika’s reichste Frau stammt der Satz: „Power is the ability to impact with purpose. Andrea Jung geht sogar soweit zu sagen „Power ist the privilege to influence“ – Macht sei also das Privileg, Einfluss nehmen zu können.

Macht bedeutet also nichts Anderes, dass man bzw. frau ihre Vorstellungen umsetzen kann. Wenn frau macht hat, kann sie sich durchsetzen, auch gegen Widerstand.  

Jedoch verbietet ihr dabei niemand, zu versuchen, ihr Umfeld mitzunehmen. Macht schreibt frau nicht vor, dass Menschen übergangen oder keine gegenteiligen Meinungen gehört werden dürfen. Im Gegenteil: Hat frau macht, dann darf Sie entscheiden, wie sie mit Widerständen umgeht. Sie darf entscheiden, wieviel Konsens sie möchte, wie viele Diskussionsrunden sie drehen und ob und wie sie Ihre Themen durchsetzen möchte. Und ist es nicht das, was wir uns oft von den bisherigen „Machthabern“ wünschen würden?

Macht haben, bedeutet, nicht nur am Spielfeldrand zu sitzen oder auf dem Spielfeld zu sein, sondern mitentscheiden zu können, wie die Spielregeln überhaupt aussehen. Das bedeutet jedoch auch – raus aus der Jammerecke und rein in die Verantwortung.

Macht bedeutet also, die Möglichkeit und natürlich auch die Verpflichtung zu haben, das eigene Verantwortungsgebiet gestalten. Zum Wohle der Kunden, zum Wohle des Unternehmens, der eigenen Mitarbeiter und nicht zuletzt zum eigenen Wohle. Denn das ist auch noch so eines der bestgehüteten Geheimnisse aus den Reihen der Manager: dass die Möglichkeit, den eigenen Tagesablauf sowie das Arbeitsumfeld zu gestalten, mit jeder Hierarchiestufe zunimmt. Man hat nämlich die Macht, selbst zu entscheiden, wie man was machen möchte und vor allem auch wann.

Sehen Sie die Macht, als das an, was sie ist: ein Instrument, das Ihnen hilft, Ihr Umfeld und Ihren Einflussbereich zu gestalten. Und genau das wollen Sie doch auch, oder?

Deshalb – liebe Damen – ran an die Macht! Wenn wir es nicht tun, wer sonst? Und wenn nicht jetzt, wann dann?

Herzlichst

Ihre Astrid Winkeler

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