Jeder kennt das. Die Kollegin die man nur vom Plausch an der Kaffeemaschine kennt schaut einen mit bedeutungsschwangerem Blick an und meint „Hast du schon gehört?“. Was danach folgt liest man nicht in der internen Mitarbeiterzeitschrift oder im Unternehmenswiki, aber das braucht man auch nicht – dafür hat man ja den wichtigsten Kanal überhaupt – den Flurfunk. Offiziell würde man nie darüber sprechen – zu schlüpfrig die Details, zu ungewiss die Quelle. Und überhaupt – man will ja auch nicht direkt damit in Kontakt gebracht werden.

 

Warum Menschen lästern

Lästern schweißt zusammen. Man hat sich selbst nichts zu erzählen oder will auch vielleicht nichts preisgeben. Positiv formuliert kann man auch sagen, der Mensch hat ein angeborenes Bedürfnis nach Verbindung. Oft versuchen Menschen, die sich nicht gut kennen, miteinander in Verbindung zu kommen. Reden verbindet und, wenn man nicht weiß über was man reden soll und das Wetter auch nicht herhalten kann, dann redet man über – andere Menschen.

Daran ist ja erst mal anscheinend nichts auszusetzen. Solange man sich freut, dass der Kollege X Vater geworden ist und man ihm doch eine Freude machen könnte oder dass die neue IT-Leiterin ein tolles Team zusammengestellt hat. Nur leider bleibt es in der Regel nicht dabei. Schnell werden einem Dinge erzählt, von denen man gar nichts wissen will. Der Scheidung, die in einen Rosenkrieg ausgeartet ist…seither ist der Kollege ja auch nicht mehr derselbe. Die Auszubildende, die das erste Lehrjahr nicht schafft – man wusste es ja gleich, dass die nichts taugt. Das ist ja vielleicht nicht schön, jedoch harmlos.

 

 

Subtile Kriegsführung im Büro

Die Grenze ist jedoch schnell überschritten und die Ratlosigkeit groß, wenn der Büroklatsch für die subtile Kriegsführung verwendet wird bzw. um durch Manipulation etwas zu erreichen. Dann wird einem erzählt „Hast du schon gehört – der XY ist ja auch nicht auf eure Abteilung gut zu sprechen.“ Oder „Also, deine Kollegin macht ja auch keinen guten Job, so wie ich gehört habe.“ Da sitzt man oder frau dann da und fragt sich, was sie mit der Info jetzt machen soll. So ist das nämlich mit diesen scheinbar harmlosen Informationen. Sie machen was mit einem. Sie gären so vor sich hin. Jeder Eindruck sucht nach einem Ausdruck. Jetzt hat man Ihnen etwas erzählt, mit dem sie eigentlich nichts machen können. Denn wem erzählen Sie es weiter? Entweder Sie erzählen es anderen außerhalb der Abteilung, dann lästern Sie. Zur Kollegin können Sie nicht gehen, denn dann würden Sie die Person bloßstellen, die es Ihnen erzählt hat. Und zwischenzeitlich tragen Sie das mit sich rum – diesen Müll. Eine Information, die Ihnen nichts bringt, die jedoch etwas mit Ihnen macht. Irgendwann merken Sie, dass diese Art der Information Ihnen nicht guttut. Dann kommen jedoch die Gewissensbisse. Wie kann ich diese Art der Information von mir fernhalten, ohne die Kollegen vor den Kopf zu stoßen? Darf ich sie überhaupt von mir fernhalten?

Wie man Lästereien begegnen kann

Also was tun?

Ich spreche hier mittlerweile von den „stinkenden Schuhen“. Was meine ich damit?

Stellen Sie sich mal folgendes vor: An Ihrer Haustüre klingelt es und da steht ihr Nachbar. Er hält ein alten, verdreckten, stinkenden Paar Schuh in der Hand – sie können die Duftwolken die aus diesen Glanzstücken emporweichen praktisch sehen. Ihr Nachbar lächelt Sie freundlich an und übergibt Ihnen mit einem freudigen Grinsen dieses Paar Schuhe und sagt „Die würde ich gerne mit dir teilen!“

Was würden Sie dann tun? Ihn freundlich reinbitten? Mit Begeisterung diese miefenden Latschen in Empfang nehmen und in Ihr schönes Zuhause nehmen? Um dann was genau damit zu tun?

Eben. Wahrscheinlich würden Sie ihn mit Unverständnis im Blick anschauen und freundlich, jedoch auch sehr bestimmt sagen „Stefan, vielen Dank, aber die darfst du selbst behalten.“

Zumindest hoffe ich, dass Sie das tun würden. Und genau dasselbe dürfen Sie auch tun, wenn Ihnen jemand so eine nutzlose, jedoch gefährliche Information anbietet.

Gefährlich, weil sie Ihre Energie raubt. Gefährlich, weil Sie Ihre Gedanken okkupiert. Gefährlich, weil Sie sie nicht wieder loswerden, ohne sich zum Mittäter zu machen.

Deshalb lieber gleich ganz ablehnen.

Mittlerweile habe ich dafür folgende Strategie. Wenn mir jemand so eine Information anbietet, dann sage ich „Darf ich diese Information verwenden, um das Thema mit XY zu klären und kann ich mich dabei auf dich beziehen?“ Und wenn mein Gegenüber nein sagt, dann sage ich freundlich und bestimmt „Dann danke für die Information. Ich würde dich jedoch bitten, mir zukünftig nur so etwas zu erzählen, wenn ich es auch verwenden kann.“

Und damit ist das Thema dann auch durch.

Denn Lästereien sind wie stinkenden Schuhe – sie verpesten die Luft, lenken vom Wesentlichen ab, bringen keinen Nutzen und man ist länger als geplant damit beschäftigt, sie wieder zu beseitigen.

Dann doch lieber die Kollegen einfach so auf einen Kaffee einladen und über die eigenen Projekte und Themen sprechen.

Herzlichst

Ihre Astrid Winkeler

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.