Das erste Mal Führungskraft

An dieser Stelle möchte ich eine Serie starten, die beleuchtet, welche Eigenschaften und Fähigkeiten benötigt werden, um in der ersten Führungsrolle erfolgreich zu sein.

Frauen trauen sich ja oft, erst eine Stelle zu übernehmen, wenn Sie etwas praktisch zu 100% können. Das ist beim „Führungskraft werden“ schwierig – egal welches Studium Sie hinter sich und wie viele Kurse sie absolviert haben – Führungskraft werden Sie erst, wenn Sie die ersten Mitarbeiter führen. Und Mitarbeiterführung lässt sich leider nicht simulieren, sondern kann nur im realen Geschehen erlernt werden. Und damit sind wir schon beim ersten Punkt:

 

Das erste Mal Führungskraft: Zurück auf Start

 

Wenn Sie Führungskraft werden wollen, müssen Sie bereit sein, wieder zur blutigen Anfängerin zu werden.

Sie zucken zusammen? Blutige Anfängerin? Aber Sie sind doch so stolz auf das Erreichte. Sie sind Expertin auf Ihrem Gebiet, Ihre Beurteilungen strotzen nur so von Superlativen. Wer will denn eine Anfängerin?

Jeder kennt das. Die Kollegin die man nur vom Plausch an der Kaffeemaschine kennt schaut einen mit bedeutungsschwangerem Blick an und meint „Hast du schon gehört?“. Was danach folgt liest man nicht in der internen Mitarbeiterzeitschrift oder im Unternehmenswiki, aber das braucht man auch nicht – dafür hat man ja den wichtigsten Kanal überhaupt – den Flurfunk. Offiziell würde man nie darüber sprechen – zu schlüpfrig die Details, zu ungewiss die Quelle. Und überhaupt – man will ja auch nicht direkt damit in Kontakt gebracht werden.

 

Warum Menschen lästern

Lästern schweißt zusammen. Man hat sich selbst nichts zu erzählen oder will auch vielleicht nichts preisgeben. Positiv formuliert kann man auch sagen, der Mensch hat ein angeborenes Bedürfnis nach Verbindung. Oft versuchen Menschen, die sich nicht gut kennen, miteinander in Verbindung zu kommen. Reden verbindet und, wenn man nicht weiß über was man reden soll und das Wetter auch nicht herhalten kann, dann redet man über – andere Menschen.

Daran ist ja erst mal anscheinend nichts auszusetzen. Solange man sich freut, dass der Kollege X Vater geworden ist und man ihm doch eine Freude machen könnte oder dass die neue IT-Leiterin ein tolles Team zusammengestellt hat. Nur leider bleibt es in der Regel nicht dabei. Schnell werden einem Dinge erzählt, von denen man gar nichts wissen will. Der Scheidung, die in einen Rosenkrieg ausgeartet ist…seither ist der Kollege ja auch nicht mehr derselbe. Die Auszubildende, die das erste Lehrjahr nicht schafft – man wusste es ja gleich, dass die nichts taugt. Das ist ja vielleicht nicht schön, jedoch harmlos.

 

Für viele Frauen sind Tränen im Büro ein ganz heißes Eisen. Praktisch jeder Karriereratgeber für Frauen hat dazu ein eigenes Kapitel. Die Ratschläge, soweit man sie denn so nennen kann, tendieren in eine ganz klare Richtung: Es ist tunlichst zu vermeiden, wenn Frau noch irgendwas in dem Laden werden will.

Deshalb nenne ich sie auch nicht Ratschläge, sondern eher Super-Gau-Vermeidungsstrategien beziehungsweise „DAS DARF IHNEN AUF KEINEN FALL PASSIEREN!“.

Ich halte das alles nicht für hilfreich. Denn ich finde, dass solche Aussagen Frauen eher behindern, als stärken.

Obwohl sich die Wissenschaft noch nicht ganz einig ist, welche Funktion Tränen jetzt denn ganz genau haben, so ist man sich doch einig, dass es sich nicht um ein rein biologisches Phänomen handelt, sondern Tränen u.a. der Kundgebung sowie auch der Verarbeitung von Emotionen dienen. Und man ist sich auch einig, dass der Mensch die einzige Spezies ist, die weint.

Jetzt ist es so, dass in unserer Gesellschaft für Frauen und Männer unterschiedliche „Regeln“ das Weinen betreffend gelten. Dürfen wir als Babys noch alle gleichermaßen den Tränen freien Lauf lassen, so wird Jungs recht schnell das Weinen abgewöhnt. Sätze wie „Jungs weinen nicht“ und „Indianerherz kenn keinen Schmerz“ haben schon alle von uns gehört. Hier tut sich also eine Schere auf, bis irgendwann Weinen nicht als etwas zutiefst Menschliches, sondern als etwas rein Weibliches angesehen wird. Und hier fängt das Problem an:  In unserer Gesellschaft wird leider noch oft Männlichkeit als Abwesenheit von Weiblichkeit definiert. Wenn jetzt Weinen etwas Weibliches ist, dann darf Mann, will er denn ein „Echter“ sein, nicht weinen.

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